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1. Geschichten aus der Geschichte - S. 149

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 149 — sie von einem kleinen lieblichen Mädchen mit einem Blnmenstranß begrüßt, da neigte sie sich zu ihm nieder und küßte es; ihre Oberhofmeisterin, welche ans strenge Formen hielt, erschrak und sagte: „Mein Himmel, was haben Ew. Königliche Hoheit gethan! Das ist ja ganz gegen die Hofsitte." „Wie?" entgegnete sie, „darf ich das nicht mehr thun?" — Es war damals Sitte, daß vornehme Eheleute einander mit Sie anredeten, daher fiel es dem Schwiegervater auf, als er seinen Sohn, den Kronprinzen, die Prinzessin Du nennen hörte. Aber jener erklärte scherzend: „Es geschieht aus guten Gründen. Mit dem Du weiß man immer, woran man ist, dagegen bei dem Sie ist immer das Bedenken, ob es mit einem großen S gesprochen wird oder mit einem kleinen." Als der Kronprinz erfuhr, daß das Gut Paretz an den Wiesen der Havel zu verkaufen war, wo er schon als Knabe gern geweilt hatte, kaufte er es, um dort mit seiner Gattin das Landleben auf eigenem Besitz zu genießen. Das alte gutsherrliche Wohnhaus ließ er abbrechen und ein neues aufführen, mit dem Auftrag an den Baumeister, daß alles in ländlich-bescheidener Weise hergestellt werden solle. Daher fand man dort keine kostbaren Möbel, keine reich gestickten Teppiche, keine goldenen und silbernen Gerätschaften. Auch die Gartenanlagen ähnelten nicht einem Fürstenpark, sondern denen eines einfachen Gutsgartens. Er wollte in Paretz nur als „Schulze von Paretz" angefehn werden, und als einmal eine Fürstin zu Besuch war und die Prinzessin fragte, ob es ihr denn nicht langweilig werde, Wochen und Wochen in dieser ländlichen Einsiedelei zuzubringen, erhielt sie die Antwort: „Ach nein, ich bin ganz glücklich als gnädige Frau von Paretz." Schon in ihrer Kindheit hatte sie nach dem Spruche gehandelt: Wohlzuthun und mitzuteilen vergesset nicht. Wenn Gutsleute von Not oder Krankheit heimgesucht wurden, waren sie ihrer thätigen Teilnahme sicher. Und wenn das Erntefest gefeiert wurde und der Erntekranz überreicht war, mischten sich Prinz und Prinzessin unter die Menge und nahmen auch an dem Tanzvergnügen teil. Bei solcher Gelegenheit wurden viele Buden aufgebaut und Käufer und Verkäufer fanden sich zahlreich ein. Die Prinzessin kaufte große Körbe mit Eßwaren, verteilte sie unter alt und jung und hatte ihre Freude an dem Geschrei der Kleinen: „Mir auch was, mir auch was, Frau Prinzessin!" Ebenso verging kein Weihnachtsmarkt in Berlin, wo sie sich nicht unter das Gedränge begeben und reich-

2. Geschichten aus der Geschichte - S. 129

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 129 — Seme Erholung fand er in der Jagd, die er leidenschaftlich liebte, in Handarbeiten, wie Drechseln und Kleben, und in einer wunderlichen Gesellschaft, dem Tabakskollegium. Er besuchte es mit großer Regelmäßigkeit; Generale, Minister, auch Offiziere niederen Ranges waren um ihn, es mußte aber auch einer da sein, an dem der König seine oft recht derben Späßchen auslasten konnte. Die Gesellschaft versammelte sich abends zwischen fünf und sechs. Man saß auf Holzschemeln um eine lange einfache Tafel. Vor jedem Gaste lag eine knrze Thonpfeife, der Tabak stand in Körbchen bereit, kupferne Pfannen mit glühendem Torf dienten zum Anzünden. Jeder hatte einen Weißen steinernen Krug mit Bier und ein Glas vor sich. Hier fühlte sich der König sehr behaglich und nahm auch unvorsichtige Reden nicht übel. Kronprinz Friedrich. Der Kronprinz war am 24. Januar 1712 geboreu. In seinem Charakter vereinigte sich des Vaters fester Sinn und feuriges Temperament mit dem zarten, innigen Gefühl seiner Mutter, Sophie Dorothea, einer Schwester des Königs von England. Von seiner ersten Erzieherin, einer ehrwürdigen vornehmen Frau, die schon die Erzieherin seines Vaters gewesen, empfing er die Vorliebe für die französische Sprache, welche vom Vater gehaßt, aber die Sprache des Hofs und aller höher gestellten Familien war. Im siebenten Jahr begann der Unterricht im Kriegswesen. Wie es bei Prinzen gewöhnlich ist, stieg er in seiner militärischen Würde schnell auf und war mit 16 Jahren Oberstlieutenant. Als solcher hatte er nun die Einübung seiner Soldaten zu besorgen, doch seine Neigungen waren damals nicht die eines Soldaten, wie er auch die Jagd, das größte Vergnügen seines Vaters, für eine rauhe Beschäftigung hielt. Die schönsten Stunden waren für ihn die, in welchen er sich der Lektüre geistvoller Bücher hingeben oder das Flötenspiel üben konnte. Als der Vater einmal mit ihm Dresden besuchte, hörte er den berühmten Musiker Quantz Flöte blasen und wünschte nun diese Kunst gleichfalls zu lernen. Die Lehrstunden mußten vor dem König geheim gehalten werden, doch die Mutter hatte es zu vermitteln gewußt, daß Quantz mehrmals im Jahr für einige Tage nach Berlin kam, wo er sich denn an den schnellen Fortschritten seines Schülers erfreuen konnte. Der Prinz wurde ein Meister im Flötenspiel und hat sich die Liebe dafür bis in sein hohes Alter bewahrt. Die 9

3. Geschichten aus der Geschichte - S. 185

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 185 — Da ruht der Kaiser unter der mit Blumen bestreuten Decke wie in sanftem Schlummer, in seinem Antlitz spricht sich sein Frieden mit der Welt und mit sich selbst aus. Als der Fürst Bismarck dem Reichstag die Nachricht von dem Hinscheiden des Kaisers brachte, schloß er mit den Worten: „Die heldenmütige Tapferkeit, das nationale hochgespannte Ehrgefühl und vor allen Dingen die treue arbeitsame Pflichterfüllung im Dienst des Vaterlandes und die Liebe zum Vaterland, die in unserm dahingeschiedenen Herrn verkörpert war, möge ein unzerstörbares Erbteil unserer Nation sein, welches der aus unserer Mitte dahingeschiedene Kaiser uns hinterläßt." Wrhten diese Ü(trrts bei alt und pmg uul guten Joden lullen und Hrurht trugen! Königsberg, Hartungsche Buchdruckerei.

4. Der gesammte deutsche Sprachunterricht in Volksschulen oder die Uebungen im Lesen, der Grammatik, Orthographie und dem mündlichen und schriftlichen Gedankenausdrucke ; geknüpft an den Lesestoff im Preußischen Kinderfreund - S. 159

1847 - Königsberg : Bon
Lz. Grammatik. 18. Zusammengesetzte Ableitungen und abgeleitete Zusammensetzungen. Allmälig, zusammen, Hartherzigkeit, rechtfertigen, Markgraf- schaft (82.), Aufmerksamkeit (77.), vornehmlich (82.), einhellig, Bar- füßermönch, Wegweiser, dienstsertig, unanständig, Dienstfertigkeit, Bereitwilligkeit rc- — Manche abgeleitete Wörter haben die Form der Zusammensetzung, andere sind abgeleitet und zusammengesetzt zugleich. Bei jenen kommt das Grundwort, als ein für sich be- stehendes Wort, in der Sprache nicht mehr vor (all-malig, zu- sammen, Hart-herzigkeit), was bei diesen der Fall ist (recht- fertigen). Aufg. Bildet Satze mit obigen Wörtern! V. Orthographie. 40. Die Wörter unter 8. Sß. & t i l a. Unterabtheilung. 38, Die Stadt. Eine Stadt ist ein Wohnort, der hauptsächlich von Bürgern bewohnt wird. In einer Stadt findet man gepflasterte Straßen, öffentliche Plätze und Märkte, wo Lebensmittel und andere Dinge verkauft werden. Zu den öffentlichen Gebäuden in einer Stadt gehören die Kirche, das Rathhaus, die Schule k. In allen Städten findet man Gast- oder Wirthshäuser, Schänken rc. Größere Städte haben auch ein Schauspielhaus. Selten ist eine Stadt ohne eine Wohlthätigkeitsanstalt, als Waisenstaus, Hos- pital rc. Einige Städte find nur klein und haben wenige -Häu- ser, andere find sehr groß, und es wohnen Tausende von Men- schen darin. Die Einwohner der Städte treiben Handwerke, Künste, oder Handel, in kleinen Städten auch Ackerbau und Viehzucht. — Handelsstadt, Fabrikstadt, Festung, Hauptstadt, Kreisstadt, Provinzialstadt' rc. Aufg. Kaufmann, Wand rc. b. M i t t e l a b t h e k l u n g. 38. Das blinde Roß (kürzerer Ausdruck). Der reiche Kaufmann Ufedom zu Wineta ritt eines Tages auf einem Schimmel in den Wald, um zu sehen, ob seine Waa- ren noch nicht ankämen. Plötzlich sprangen sechs Räuber aur

5. Der gesammte deutsche Sprachunterricht in Volksschulen oder die Uebungen im Lesen, der Grammatik, Orthographie und dem mündlichen und schriftlichen Gedankenausdrucke ; geknüpft an den Lesestoff im Preußischen Kinderfreund - S. 249

1847 - Königsberg : Bon
249 Etwas leidet, und die Form des Zeitwortes heißt alsdann die Leideform (das Passiv); ist dagegen der Selbstand thätig (thuend, wirkend, »., d., <l.), so heißt die Form des Zeitwor- tes die Wirkeform (das Aktiv). „Hörten, hatte besorgt, zog, band" ist M Wickeform, „werden gehört, wird besorgt, wird ge- zogen, wird gebunden" ist die Leideform. Jene wird durch die Biegung, diese durch das Hülfswort „werden" ausgedrückt. Die- jenigen Zeitwörter, welche eine Sachergänzung erfor- dern, heißen hinbezügliche (zielende, objective Verben). Sie sind daran zu erkennen, daß sie außer der Wirkeform auch eine Leideform haben, was bei den nicht binbezüglichen (den ziellosen oder subjectiven) nicht der Fall ist. Nr. 10. S. 5. Aufg. 1. Suchet zehn Sätze mit Sachergänzungen auf! — 2. Zehn zielende Zeitwörter! — 3. Bildet Sätze mit diesen zielenden Im- Wörtern! C. Orthographie. 69. In einigen Fremdwörtern steht statt k, K — ch, Eh, z. B. das Chor (Ort für die Sänger), der Chor sein Musikstück, das von allen mitwirkenden Personen gesungen oder gespielt wird, auch bedeutet es zuweilen diese Personen selbst. Eine Verbin- dung oder Gesellschaft mit gleicher Beschäftigung wird ein Corps ssprich Kohrl genannt, B. Jägercorps, Trompetercorps, Armee- corps rc.), Choral, Christ, Christenthum, Christoph rc. ». Stil. n. U n t e r a b t h e i l u n g. 59. Der Husar. Ein Husar ist ein reitender Soldat. Sein Waffenrock ist auf der Brust mit Schnüren besetzt, und an seinem krummen Säbel trägt er eine große, dünne Tasche, auf welcher sich der gekrönte Namenszug des Königs befindet. Zu seiner Bewaff- nung gehören auch ein Paar Pistolen, welche in den Pistolen- halftern am Sattel stecken. Nach der Farbe des Waffenrockes unterscheidet man schwarze, blaue rc. Husaren. Die schwarzen Husaren tragen an ihrer Mütze einen Todtenkopf, welcher anzei, gen soll, daß sie im Kriege jeden Feind tobten und lieber sterben, als sich ergeben wollen. Ursprünglich nannte man nur die un- garischen Reiter Husaren (seit 1458, als Matthias I. den Prä- laten und Edelleuten des Reiches befahl, sich mit ihren Reitern in seinem Lager einzusinken. Damals mußte von 20 Häusern ein Mann gestellt werden, und ffo entstand aus dem ungarischen Worte husz, zwanzig, und ar, die Löhnung, der Name Huszar, Husar). Später ward diese leichte Reiterei von den übrigen

6. Preußischer Kinderfreund - S. 30

1876 - Königsberg : Bon
30 mit glänzendem Eise die Gewässer belegt zur Freude der Schlittschuh- laufenden Knaben, und überall uns Wege bahnt und Brücken bau» über Flüsse und See'n und Sümpfe, er treibt Menschen und Thiere aus den Gärten und Feldern hinein in die schützenden Wohnungen. Er beginnt mit dem freudenreichen Weihnachtsfeste und dauert bis zum 20. Mürz, bis zur Osterzeit, da mit dem Auferstehungsfeste des Hei- Schöpfung aus 39. Wie ruhest du so stille In deiner weißen Hülle, Du mütterliches Land! Wo sind des Frühlings Lieder? Des Sommers bunt Gefieder Und dein beblümtes Festgewand? Du schlummerst nun entkleidet; Kein Lamm, kein Schäflein weidet Auf deinen Au'n und Höh'n. Der Vöglein Lied verstummet. Und keine Biene summet. Doch bist du auch im Winter schön. Die Zweig und Aestlein schimmern. Und tausend Lichter flimmern. Wohin das Auge blickt. ihrem Tode zum neuen Leben erwacht. Witttcrlicd. Wer hat dein Bett bereitet. Die Decke dir gespreitet Und dich so schön mit Reif geschmückt? Der gute Vater droben Hat dir dein Kleid gewoben, Er schläft und schlummert nicht. So schlummere denn in Frieden, Der Vater weckt die Müden Zu neuer Kraft, zu neuem Licht. Bald in des Lenzes Wehen Wirst du verjüngt erstehen Zum Leben wunderbar. Sein Odem schwebt hernieder. Dann, Erde, stehst du wieder Mit einem Blumenkranz im Haar. Krmnmacher. 40. Das seltene Gericht. Ein Kaufmann hatte seine Freunde in der Stadt auf sein Landgut am Meere eingeladen, um sie mit seltenen Meerfischen zu bewirthen. Es wurden mehrere Speisen aufgetragen, und am Ende kam eine grosse verdeckte Schussel, in der man die seltenen Fische vermuthete. Allein als man den Deckel abnahm, fanden sich statt der erwarteten Fische einige Goldstücke darin. Der Kaufmann aber sprach: Meine Freunde! die Fische, welche ich euch vorzusetzen versprach, sind in diesem Jahre dreimal theurer als ich dachte. Es kostet einer ein Goldstück. Da fiel mir denn ein, dass in dem Dorfe ein Tagelöhner krank liege und mit seinen Kindern Hunger leiden müsse. Von dem, was dieses einzige Gericht kosten würde, könnten die armen Leute ein halbes Jahr leben. Wollt ihr nun die Seefische, so werde ich sie unverzüglich kommen lassen, und sie sollen sogleich zubereitet werden. Wollet ihr aber das Geld dem armen Manne überlassen, so werde ich euch mit minder theuern, aber schmackhaften Flussfischen bewirthen. Alle Gäste gaben ihm Beifall, jeder legte noch ein Goldstück dazu, und der arme Mann war auf ein ganzes Jahr aus seiner Noth befreit.

7. Theil 3 - S. 151

1834 - Königsberg : Bornträger
China. 151 Abends mit einer Glocke das Zeichen gegeben ist, daß Jedermann zu Hause sein soll, darf man sich nicht anders als mit einer Laterne auf der Straße sehen lassen, ohne aufgegriffen zu werden. Der Kaiser ist eben so wenig zugänglich, ja noch weniger,, als der tür- kische Sultan und der persische Schach. Ehe man bis zu seiner eigentlichen Wohnung gelangt, muß man durch eine Menge Thore, Höfe und Plätze gehen. Das Schloß, das seine Wohnzimmer in sich faßt, heißt die Wohnung des heiteren Himmels, und soll sehr hoch, reich und prachtvoll sein. Zwei große Rauchfässer von ver- goldetem Kupfer, auf denen Tag und Nacht wohlriechende Sachen brennen, stehen davor. Hier wohnen nur der Kaiser, die Kaiserin- nen und seine übrigen Frauen. Außer diesem Schlosse enthält die kaiserliche Residenz noch eine Menge Palläste, auch Gärten, Teiche, Springbrunnen, Blumenbeete, Wohnungen für Hofbeamte, Solda- ten, kaiserliche Handwerker und Künstler; kurz die Residenz macht, wie das Serai in Constantinopel, eine eigene Stadt aus, die fast eine Stunde im Umfange hat. Die Chinesen haben auch ihre Thea- ter. In Peking stehen 6 Theater für Trauer- und Lustspiele dicht neben einander. Von Mittag bis zum Abend wird hier gespielt. Die weiblichen Rollen spielen junge Burschen. Die Zuschauer sitzen im Parterre und in den Logen, und zwar an Tischen, und obgleich der Eintrittspreis sehr gering ist, so erhalten die Zuschauer doch unentgeldlich Thee, und Lichter zum Anzünden der Pfeifen werden vor sie hingestellt. So wie ein Schauspieler auftritt, so fängt er damit an, den Zuschauern zu sagen, welche Rolle er spiele; denn ein Schauspieler spielt oft mehrere Rollen. Geräth er in Leidenschaft, so fängt er an zu singen. Auch pflegt man bei Gaste- reien Schauspiele aufführen zu lassen. In dem Augenblicke, wenn sich die Gäste zu Tische sehen, treten 4—5 reich gekleidete Schau- spieler herein, verbeugen sich viermal mit der Stirne bis auf die Erde, und überreichen dem Vornehmsten der Gäste ein Buch, in welchem die Namen von 50—60 Schauspielen stehen, die sie aus- wendig wisien. Sobald das Stück bestimmt ist, beginnt die Vor- stellung unter Begleitung der Trommeln, Trompeten, Flöten und Schalmeien. Auch sieht man oft auf den Straßen herumziehende Schauspieler für das gemeine Volk Stücke aufführen. Auf jeder Stelle, wo sich zwei Straßen durchkreuzen, findet man Miethkutschen stehen. Es sind kleine bedeckte Wagen mit zwei Rädern, mit Atlas und Sammt verziert, und von Pferden oder Maulthieren gezogen. Beamte pflegen zu reiten. Fast auf jedem Schritte findet man Laden und Buden, in denen man Reiß, Mehl, Brot, Oel und andere Lebensmittel verkauft. Die größte Leckerei für eine pekingsche Tafel sind Enten, die hier besonders schön und groß sind. Wein giebt es in China gar nicht, sondern man trinkt eine Art von Reißbranntwein, ein wenig warm, aus kleinen Tassen. Die Vergnügungen der Chinesen sind sehr einfach. Tänze sind nicht üblich. Damen in eine Gesellschaft zu bringen, würde, man in Peking für höchst unanständig halten; daher sind aber auch ihre Zusammenkünfte sehr langweilig, die jüngeren Per- sonen schweigen, und hören den älteren zu, die über irgend einen

8. Theil 3 - S. 171

1834 - Königsberg : Bornträger
Vorder-Indien. . 171 ihren Kopfbedeckungen kostbare Agraffen von Edelsteinen. Ein sonderbarer Gebrauch der Frauen ist, die Augen ringsum mit einer schwarzen Linie zu umziehen, und den Handteller roth zu färben. Ganz schwarze Zähne gehören bei den Hindus« auen zur Schönheit; und sie werden absichtlich so gefärbt. Das häusliche Leben der Hindu ist sehr einfach. Die mei- sten Männer haben nur eine Frau; unverheirathet zu seyn, gilt für eine Schande. Nur die ganz Vornehmen sperren ihre^ Frauen ein. Die Weiber der andern lassen sich wie bei uns öffentlich sehen. Bis zum Jahre 1830 herrschte der scheußliche Gebrauch, daß sich die Weiber mit ihren gestorbenen Männern verbrennen oder lebendig begraben ließen; denn es wurde für eine Schande gehalten, den Mann überleben zu wollen, und die Geistlichen redeten den armen Wittwen so lange zu, bis diese einwilligten, und war dies erst geschehen, so ließ man sie nicht wieder zur Besinnung kommen. Aber die Engländer haben das Verbren- nen verboten. Die ostindischen Städte haben ein anderes Anfeh'n, als die europäischen, so groß sie auch zum Theil sind. Sie sind unre- gelmäßig gebaut, und haben sehr enge Straßen. Die Hauser der Europäer sind wie unsere; aber die Hindu bauen ihre Woh- nungen sehr leicht. Sie sind entweder aus Backsteinen »der aus Lehm, auch wohl nur aus Bambusstäben ganz leicht gebaut, haben sehr kleine Fenster und platte Dächer. Sie bemalen die Häuser auf eine phantastische Weise. Unten geht eine offene Säulengallerie herum, und hinten pflegt jedes Haus einen Gar- ten zu haben. Auf dem Lande pflegt man die Hütten nur mit Palmblättern zu decken. Ein Hauptvergnügen des Hindu ist, ruhig auf den Feirsen zu hocken, Betelblätter zu kauen und den Tänzen der Bajade- ren (öffentliche Tänzerinnen) oder den Kunststücken der Gauk- ler zuzuschauen. Auch haben sie Schauspiele, deren Gegenstand immer ihre Götter, Halbgötter oder Helden sind, und da sie oft die ganze Lebensgeschickte, und zwar sehr umständlich darstellen, so ist nicht selten die Dauer eines einzigen Schauspiels auf meh- rere Abende berechnet. Die Hindu sind sehr unwissend und aber- gläubisch, und glauben an Wahrsagerei, Zauberei, den Einfluß der Gestirne, Gespenster u. s. w. Daher giebt es unter ihnen eine Menge von Leuten, die von Gaukelei und Wahrsagerei le- den, und ohne deren Rath kein Hindu etwas Wichtiges vornimmt. Die Hindu haben ihre eigne Sprache, die sie im gemeinen Leben reden. Außerdem besitzen sie eine heilige Sprache, die Sans- krit, die aber nicht mehr gesprochen wird. In ihr sind ihre heiligen Bücher geschrieben, und sie wird nur von den Gelehr- ten verstanden. Statt des Papiers bedienen sie sich der langen

9. Theil 3 - S. 222

1834 - Königsberg : Bornträger
222 Asien. fangt auch hier die vornehme Klasse erst gegen Atzend an stch zu bewegen. Bis dahin wird geschlafen, gegessen, Taback geraucht. Dies letztere ist so allgemein, daß selbst Kinder, die noch nicht ge- hen können, schon ihre Cigarren schmauchen. Man begnügt sich hier nicht mit den gewöhnlichen kleinen Cigarren, sondern man der stellt sich solche, die einen Fuß lang und verhältnißmäßig dick sind. Nun denke man sich einen Mund, der ein solches Tabacksröllchen mit den Lippen zu fassen vermag. Es gewahrt den possierlichsten Anblick, wenn Abends die eleganten Damen mit diesen brennenden Dingern im Munde spazieren gehen. Eben so gehört das Kauen des Betels zu den Bedürfnissen des schönen Geschlechts. — An demselben Meerbusen, an welchem Manila liegt, befindet sich noch eine andere lebhafte Handelsstadt, Cavile. Der Weg von Manila dahin ist reizend. Er führt durch Bambusalleen und angebaute Felder. Das Bambusrohr wächst hier höher als sonst wo, und es werden Brücken, Häuser und Geräthschaften aller Art daraus verfertigt. Cavile wird fast nur von Soldaten und Malaien bewohnt, und ist eine Festung, die keinen angenehmen Aufenthalt gewährt. Sonst sind die Stra- ßen gerade, die Härster von Stein, und haben alle ein Stockwerk über dem Erdgeschoß. Dies letztere wird wegen der Feuchtigkeit nicht benutzt, und dient also nur zur Unterlage. Oben laufen über- all auswendig Gallerien herum. Glasfenster hat man hier nicht, sondern statt des Glases durchsichtige Muschelschalen. Zn der Nähe liegt ein Dorf, das halb malaiisch, halb chinesisch gebaut ist. Hier wird immer nach Sonnenuntergang ein hell erleuchteter Markt ge- halten. Hunderte von Weibern, in langen Reihen auf der Erde fitzend, verkaufen verschiedene Arten von Speisen, Früchten u. f. w., und die Arbeiter aus der Festung und selbst die Soldaten könn men her, um das Abendbrot einzunehmen. Das Gewühl ist hier sehr groß, und da man hier sehr musikalisch ist, und sich fast nie von der Guitarre trennt, so wird nach d-m Abendessen unter freiem Himmel gespielt, getanzt und gesungen. Ein Reisender, der zur Weihnachtszeit hier war, fand am Weihnachtsabende ganz Cavile in großer Bewegung. Pfaffen mlc Heiligenbildern zogen durch die Straßen, die Malaien folgten der Prozession, und alle Kin- der liefen hinterdrein mit Later«en, welche die Gestalt verschiedener Thiere hatten. Eine angenehme Musik war zuweilen hörbar, wurde aber bald übertäubt durch das Äetöse vieler Feuerwerke und Rake- ten. Zn dieser Nacht schläft Niemand in Cavite; um Mitternacht werden alle Glocken geläutet, und das Volk strömt in die Kirche zum Gebet. Die Spanier auf Manila treiben großen Luxus; sie halten sich zahlreiche und elegante chukpagen, und auf ihren Tafeln findet man einen Ueberfluß vor Speisen. Zucker und Indigo sind die Hauptartikel, die mannach Europa schickt. Auch Ca- cao, Kaffee, Taback wachsen hie-, Vogelnester werden verschickt, und Muscheln in Menge gesunder. Das Hauptvergnügen der Einwohner, das sie leidenschaftlich lieben, ist der Hahnenkampf.

10. Theil 3 - S. 23

1834 - Königsberg : Bornträger
Das europäische Rußland. 23 Kuchen verkaufen, und Kerle tragen in Körben Piroghi herum, und schlagen ihren Feldtisch auf, wo sie Käufer finden. In Ruß- land ist die Einrichtung wie im Morgenlande, daß die Waaren einerlei Art auf Einem Flecke feil geboten werden. Daher giebt es überall große Handelshöfe, den einen für eiserne Waaren, einen andern für Tuche, einen dritten für Pelzwerk u. s. w. Einsolr cher Handelshof, z. B. in einer der Perspectiven, ist wie eine kleine Stadt; mehrere hundert Buden stehen da neben einander, und vor ihnen laufen Säulengänge hin, unter denen man vor Regen geschützt ist. Außerdem giebt es in Petersburg große Ma- gazine von englischen, französischen und deutschen Waaren, die so angefüllt sind, daß, wenn auch Einer für 20,000 Rubel einen Ein- kauf machen wollte, man doch die Lücke eben nicht bemerken würde. So kann man, obgleich Petersburg am äußersten Ende Europas liegt, sich doch binnen wenigen Stunden, wenn man nur Geld hat, aufs prächtigste einrichten und die Luxusartikel aller Länder an sich kaufen. Durch viele, wohleingerichtete Wohlthätigkeitsanstalten zeichnet sich Petersburg vor vielen großen Städten aus. Katharina 1!. hat sich durch deren Stiftung und Vermehrung große Verdienste erwor- den; die kürzlich verstorbene Kaiserin-Mutter (Frau Pauls I.) wid- mete ihnen eine wahrhaft mütterliche Fürsorge, und jetzt führt die regierende Kaiserin Alexandra die Oberaufsicht. Wir können von ihnen nicht umständlich reden, und erwähnen nur des großen Fin- de lh au ses für 5000 Kinder. Wenn ein Kind nach diesem Hause gebracht wird, so braucht man nur die Klingel zu ziehen. Sogleich wird ein Korb herabgelassen, der das Kind aufnimmt. Liegt kein Zettel dabei, so wird nur gefragt, ob das Kind getauft sei oder nicht, und wie es heiße. Jedes bekommt entweder eine Amme im Hause, oder wird außer demselben einer zuverlässigen Bauersfrau auf dem Lande übergeben. Wachsen die Kinder heran, so erhalten sie eine ihren Fähigkeiten angemessene Bestimmung. Die meisten werden bei Handwerkern in die Lehre gebracht; manche aber auch für Künste und Wissenschaften bestimmt, und dann auf öffentliche Kosten weiter unterrichtet. Auch für Unterricht und Erziehung giebt es in Petersburg treffliche Anstalten, und zwar Bildungsr schulen für alle die verschiedenen Bestimmungen junger Leute: eine Erziehungsanstalt für 5000 Mädchen, Gelehrtenschulen, Bürger- schulen, Cadettenanstalt, Schiffahrtsschulen u. s. w. Meist sind es Deutsche, welche diesen Anstalten vorstehen; doch ist die Bildung der Russen schon so weit vorgeschritten, daß auch Eingeborne Lehr rerstellen bekleiden. Selbst für die weibliche Bildung ist in neuer Zeit recht viel gethan, und auch hierfür hat sich die Kaiserin-Mut- ter große Verdienste erworben. Ferner hat Petersburg eine Uni- versität. Das Leben ^ der höhern Klassen ist in Petersburg und in ganz Rußland ungefähr wie in allen großen Städten, nur vielleicht noch luxuriöser und kostbarer. Aber charakteristischer ist die Lebensart des gemeinen Volks. Der Russe ist ein fröhlicher Mensch. Der Frohsinn älißert sich durch Gesang; daher begleitet der Russe
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